16. KREISELtagung 2014

16. KREISELtagung am Sa/So 1. & 2. November 2014

Der KREISEL bringt Lerntherapie in Bewegung

Rückblick:

Zu Lerntherapie in Bewegung gehören unweigerlich auch die LerntherapeutInnen in Bewegung. Und das war wörtlich zu nehmen auf der KREISELtagung 2014: an die vielen Treppenstufen im Gymnasium Allee und die schnellen Schritte zur Aula sind ja auf Tagungen inzwischen alle gewöhnt. Dass es aber in so vielen Beiträgen, sowohl in den Workshops als auch in den Vorträgen, so viele Bewegungsanlässe gab, war neu: Da wurde mit den Zehenspitzen gewackelt bis es im Nacken kitzelte, da wurden Ls mit offenen und Os mit geschlossenen Fingern dargestellt (oder andersherum?), da wurden klopferisch Beziehungen zu Stühlen auf- und abgebaut, da wurden 100 Luftballons durch den Raum geschubst, da zeigte die ganze Tagungsgesellschaft nach links obwohl sie ein „r“ vorlas und da wurde mit vorne und hinten Plus und Minus gerechnet. Selbst Humboldt machte sich noch einmal auf den Weg, und hätte singend und zeigend womöglich seine Freude an der Sprache gehabt.

Das Motto aus dem Vortrag „So geht Lernen! Mit Begeisterung, Beziehung und Bewegung“ wurde in den Workshops vielfältig umgesetzt und wird hoffentlich und sicherlich in die Lerntherapie weitergetragen.

Wir freuen uns über bewegte und bewegende Tage und danken an dieser Stelle noch einmal allen ReferentInnen und den hoch motivierten – also wörtlich: den sich bewegenden – TeilnehmerInnen. Und natürlich danken wir allen sich ständig in Bewegung befindlichen Händen und Köpfen unseres Teams im Hintergrund!

Rückmeldungen von Teilnehmerinnen:

„Die Tagung war einfach toll, ich war sehr angetan von den vielen guten Ideen und habe in der letzten Woche schon ganz viel Neues ausprobiert (und direkt von einer Schülerin die Hausaufgabe bekommen, die sie an die Tafel schrieb: „ganz fiel fangen lernen mit den gelben Bällen. Und wenn du es noch nicht kannst, lerne ich mit dir weiter nechste Woche.")!!!

„Sensationelle Tagung“

„Ich habe ganz viel sofort in die Praxis umgesetzt“

„Super-Verbindung von praxisnahem Theorie-Vortrag und theoretisch begründeter Praxis“

 

Auszug aus den Eingangsworten von Dr. Jochen Klein:

Pyramide: Lernen in Bewegung Zum fachlichen Aspekt des Tagungstitels „Lerntherapie in Bewegung“: Es ist meines Erachtens an der Zeit, die Bedeutung von Bewegung und damit untrennbar von Bewegung und Wahrnehmung wieder verstärkt ins Bewusstsein bringen! Als wir vor 35 Jahren im Rahmen des Sozialpädiatrischen Zentrums von Inge Flehmig erste Konzepte von Lerntherapie entwickelt haben, entsprang dies aus der damals noch jungen Einsicht über die elementaren Zusammenhänge von frühkindlicher Entwicklung bzgl. Bewegung und Wahrnehmung hin zu Sprachkompetenzen und dann den späteren sogenannten kognitiven Kompetenzen in der Schriftsprache und im Rechnen. Damals wurde das Konzept der Sensorischen Integration entwickelt und seitdem immer stärker auch in die pädagogische Arbeit integriert. Daraus habe ich das den meisten von Euch bekannte Schriftspracherwerbsmodell entwickelt. Wir haben später vom KREISEL aus darauf aufbauend dann auch das MaMo, das Mathe-Modell, entwickelt. Beide Modelle sollen deutlich machen, wie gewichtig motorische und Wahrnehmungsanteile für die Erfassung der Welt sind – und ganz speziell für das Verständnis von Mathematik und Schriftsprache.  

Die alltägliche, ständig wiederholte und kleinschrittig wachsende Auseinandersetzung mit dem materiellen Umfeld über Greifen, Blicken, Essen, Krabbeln, Laufen usw. bedeutet die ganz konkrete, lebendige Aneignung der Welt durch Bewegungen.

Damit eng verbunden ist der Aufbau des individuellen Sprach-Schatzes: Da ist der Schatz der Worte, d.h. die Namen für die „erfahrenen“ Gegenstände, die Benennung von deren „begriffenen“ Eigenschaften, die Bezeichnung für die Tätigkeit, für die „Handlung“: Jedes Handeln ist Bewegung! Die Worte werden übrigens durch allerfeinste Bewegungen artikuliert. Und Grammatik ist nicht nur eine abstrakte Lernherausforderung im Deutschunterricht, sondern die von Kindern lange Zeit benutzten „handlungsbegleitenden Sätze“ wie „Ich rolle den Ball unter den Stuhl“ sind Ausdruck einer hochkomplexen Verknüpfung von eigener Bewegung, Eigenschaften des Balls und räumlicher Erfahrung mit Wortschatz und Grammatik. Auf all dieses baut später die Verarbeitung der Schriftsprache auf.

Ebenso ist das Entwickeln des mathematischen Denkens zuallererst an sensomotorisch gewonnene Alltagserfahrungen geknüpft wie Erfassen von Anzahl, Mengen, Größen, Entfernungen, Sortieren, Verteilen, Bauen: Der eigene Körper ist im wörtlichen Sinn der Maß-Stab!

Nicht zu vergessen, dass all diese Aneignungen ständig mit emotionalen Bewertungen von Wohlbehagen oder Unlust verbunden sind. „Das macht Freude“, oder „Das schaffe ich“ oder „Das schaffe ich nicht – noch nicht, aber bald“; ein anderes Kind sagt sich: „Das ist viel zu schwer, das schaff ich nie“: Die je individuellen Empfindungen von Sicherheit oder Unsicherheit werden vom Gehirn mit jedem Inhalt zugleich mitgelernt, sei es als eigene innere Bewertung, sei es aufgrund von Konnotationen von anderen, z.B. Erwachsenen: „Das gefällt mir“ oder „Pass auf!“, „Das wird nix!“ – das geht natürlich auch über Mimik und Gestik …

Damit sind wir bei der systemischen Einbettung sämtlicher Lernprozesse angekommen: Wie andere Bezugspersonen – seien es Eltern, Geschwister, Erzieherin,Lehrkraft, die Peergroup, oder sei es auch die Lerntherapeutin – ermutigen, fordern, fördern, sabotieren, unterstützen, anregen, überfordern, annehmen, trägt neben dem mitgebrachten persönlichen Potential ganz wesentlich zu Entwicklung und Lernen bei.

Auch wenn die klassische Didaktik des Lesen- und Schreiben- beziehungsweise Rechnen-Lernens diese Anteile häufig ignoriert – und gerade weil dies so ist, haben wir das Thema „Lerntherapie in Bewegung“ zum Tagungsthema gemacht, nicht das erste Mal! Und auch um hier ein Zeichen zu setzen, machen wir Euch ein Geschenk: In den  Tagungstüten findet Ihr unser Buch, das  auf zwei Tagungen schon aus dem Jahr 2002 basiert: Bindung, Selbstregulation und ADS. Eltern und Kinder in Krisen mit Zutrauen begleiten – die dortigen Beiträge sind weiter brandaktuell und ich empfehle sie Eurer Lektüre.

Integrative Lerntherapie im Sinn des KREISEL ist gekennzeichnet durch diese enge Verknüpfung von didaktisch-methodisch fundierter, kognitiver Lernförderung mit seinen therapeutischen, sprich: sensorischen, motorischen und psychischen Anteilen. Körper – Bewegung – Psyche – Lernen: Ein Puzzle, ein magisches Viereck, ein unauflösbarer Zusammenhang; sich auf seinen Körper verlassen können, mit Bewegung lernen, im Gleichgewicht sein. Erlebnisse bewegen uns, wir lernen mit Freude, ganzheitlich. Oder auch so ausgedrückt: Alle kognitiven Lernprozesse haben körperliche und emotionale Anteile – heute und morgen betrachten wir dieses Puzzle aus dem Blickwinkel Bewegung und Körper in der Lerntherapie.

Was kann Bewegung in der Lerntherapie für die Klienten bedeuten?

Sie bedeutet für die meisten zunächst einmal Spaß und Freude, bedeutet Abwechslung, und sie bedeutet eine Überraschung! Ein erster positiver Effekt für die meisten Kinder – so kann lernen gehen! Eine erste Ver-Bindung zwischen Lerntherapeutin und Kind ist geschaffen!

Spaß und Freude durch und an Bewegung werden wir in den Vorträgen erleben und z.B. im Workshop Zaubern von HEIKE BUSSE. Zaubern, Jonglieren, zirkuspädagogische Künste, erlebnispädagogische Angebote – all dies sind Elemente, die sich wunderbar in Lerntherapie integrieren lassen, in der Einzeltherapie wie auch in Gruppen – Letzteres wird der Workshop von SANDRA SCHMITZ zeigen: Bewegte Selbstkonzepte in der lerntherapeutischen Kleingruppe. Arbeit mit Kindern im Vor- und Grundschulalter.

Pyramide: Lernen in Bewegung Mangelnde Bewegungskompetenzen beeinträchtigen viele Aneignungsprozesse, z.B. eine schlechte Handhabung des Stifts als immer noch unersetzbarem „Hand-Werkzeug“ für das Schreiben von Buchstaben und Ziffern. Die Arbeit an der Bewegung führt also zur Verbesserung der Bewegungsqualität, ganz konkret im Workshop mit HEIKE MUSA: „Stifthaltung und Co“. Das von MEIKE SCHÜLER vorgestellte Computerprogramm „Tintenklex“ stellt eine perfekte Verbindung von – in diesem Fall – Bewegungsentlastung mit der systematischen Schriftspracharbeit dar, und Meike verbindet dann noch die PC-Arbeit mit Bewegung!
Bewegung begleitet und unterstützt kognitive Lernprozesse: Dies können wir alle erleben in den Vorträgen von ANJA BOSSEN und UTA STOLZ und diejenigen, die deren Workshops sowie den von KATJA ROHRSSEN mitmachen.

Und wenn ich eingangs das Konzept der Sensorischen Integration als Hintergrund benannt habe, das im Laufe der Jahre einerseits sich weit verbreitet hat, anderseits als Theoriekonzept an Bedeutung verloren hat, dann wird inzwischen eine fundierte Basis durch das Konzept von Embodiment geliefert.  Mein „schlichtes Puzzle“ bekommt eine theoretische und praxisnahe Fundierung im zweiten Vortrag von MARGARITA KLEIN und MARIEKE KLEIN, wenn es heißt: So geht Lernen! Mit Begeisterung, Beziehung und Bewegung!  Hierzu bietet der Workshop von HEIKE MEHMKE ganz konkrete Praxis: (Lern-)Hürden überwinden, in Bewegung gehen: Emotionales Selbstmanagement mittels Klopfen.

Und bis wir uns zur nächsten Tagung am 10. & 11. Oktober 2015 wiedersehen, wird sich auch weiterhin Einiges bewegen! – Sicherlich auch bei Euch und Ihnen!

 

Ausschreibung:

Der KREISEL bringt  Lerntherapie in Bewegung: Körper – Bewegung – Psyche – Lernen: Ein Puzzle, ein magisches Viereck, ein unauflösbarer Zusammenhang; sich auf seinen Körper verlassen können, (mit) Bewegung lernen, im Gleichgewicht sein. Erlebnisse bewegen uns, wir lernen mit Freude, ganzheitlich.

Oder auch so ausgedrückt: Alle kognitiven Lernprozesse haben körperliche und emotionale Anteile.

Der KREISEL bringt  Lerntherapie in Bewegung: Der KREISEL hat seit fast dreißig Jahren Lerntherapie auch im übertragenen Sinn in Bewegung gebracht: konzeptionell – „Ressourcenorientiert mit Kind und Umfeld“; berufspolitisch – durch das eigene KREISELnetzwerk und fremde Zertifizierungen (FiL, BVL); bildungspolitisch – durch die Initiative Lerntherapie IN Schule mit dem so wirkungsvollen und sich immer stärker verbreitenden Ansatz „Früh fördern statt spät ...“

Rund um all diese Themen geht es auf der KREISELtagung. Auch diese Tagung ist so konzipiert, dass Vortrags- und Workshop-Themen auch für Lehrkräfte und Erzieherinnen besonders attraktiv sind, einschließlich eines TANDEMpreises, wenn eine Lerntherapeutin eine InteressentIn aus diesem Kreis „zum Schnuppern“ mitbringt.

Die komplette Ausschreibung mit Beschreibung der Workshops finden Sie hier.

 

Vorträge:

- Die Bildungsfalle – Gesellschafts- und bildungspolitische Denkanstöße – Prof. RAINER HOEHNE

- So geht Lernen! Mit Begeisterung, Beziehung und Bewegung! – MARGARITA KLEIN & MARIEKE KLEIN

- Die Musik macht mich immer so frisch im Kopf! – Dr. ANJA BOSSEN

- Die eigenen Bewegungsspuren im Raum erkennen – UTA STOLZ

Diese Vorträge bilden den auf die Praxis hin orientierten theoretischen Rahmen für die konkrete Arbeit – wie gewohnt: leicht verdaulich & praxisnah.

- Abschlussvortrag am Sonntag: Das Berufsbild Lerntherapie in Bewegung – MARLIES LIPKA

 

 

Die Workshop-Themen auf einen Blick:

Direkt aus der lerntherapeutischen Praxis bringen erfahrene KollegInnen ihr Wissen ein und geben es auf praktische Art und Weise weiter. Alles lässt sich direkt von der Tagung in die Schule und in die Lerntherapie-Praxis einbringen! Es finden drei Workshop-Runden statt.

 

HEIKE MUSA – Stifthaltung & Co

Dr. ANJA BOSSEN –  Sprache und Schriftsprache fördern mit Musik

HEIKE BUSSE – Zauberhaftes Lernen – Zaubern mit Kindern

HEIKE MEHMKE – (Lern-)Hürden überwinden, in Bewegung gehen: Emotionales Selbstmanagement mittels Klopfen

PETRA SCHMIDT – Ganz früh fördern statt spät … – lerntherapeutische Beiträge in der Vorschule

Dr. JOCHEN KLEIN – Lerntherapie IN Schule: Früh fördern statt spät ...

SANDRA SCHMITZ – Bewegte Selbstkonzepte in der lerntherapeutischen Kleingruppe. Arbeit mit Kindern im Vor- und Grundschulalter

MEIKE SCHÜLER – Tintenklex: Ein geniales Rechtschreibprogramm für den PC – von Lerntherapeuten entwickelt

KATJA ROHRSSEN – Bewegte Lerntherapie

UTA STOLZ – Rechnen: Äußere Bewegung – Zeichnung – innere Bewegung